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Jutta Bröring ist seelsorgliche Begleiterin in Hamm

Wenn Jutta Bröring ans Krankenbett tritt, bringt sie vor allem Zeit mit. Zeit zum Reden und Schweigen und – wenn gewünscht – für ein Gebet und einen Segen. „Die meisten Menschen sind sehr dankbar dafür“, weiß die 57-Jährige aus ihrem Alltag in der St-Barbara-Klinik – einem Ort, an dem sich viele in existentiellen Situationen von Krankheit, manchmal auch Sterben und Tod befinden. Jutta Bröring ist ehrenamtlich als seelsorgliche Begleiterin in der Einrichtung der St.-Franziskus-Stiftung tätig. Dafür hat die selbstständige Goldschmiedemeisterin im August den Kurs „Kranke Menschen seelsorglich begleiten“ des Bistums Münster erfolgreich abgeschlossen.

Krankenhausseelsorgerin Sigrid Baer (links) freut sich über die Unterstützung von Jutta Bröring, die ehrenamtlich als seelsorgliche Begleiterin in der St.-Barbara-Klinik in Hamm-Heessen tätig ist. Foto: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann

Jeden Mittwochvormittag kommt sie ins Krankenhaus, heftet sich ihr Namensschild an und sucht Patientinnen und Patienten auf, um ihnen ein offenes Ohr zu schenken. Manchmal sind es die Erkrankten selbst, die um eine Begleitung bitten, meistens aber schlagen Ärzte, Pflegepersonal oder Mitarbeitende des Sozialdienstes vor, das Gespräch zu suchen. Was sich in der zurückliegenden Woche getan hat, erfährt Jutta Bröring von ihrer Mentorin Sigrid Baer. Die hauptamtliche katholische Krankenhausseelsorgerin hat Jutta Bröring während der Qualifizierung begleitet und steht ihr auch weiterhin mit Rat und Tat zur Seite. „Eine gute Begleitung der Ehrenamtlichen durch uns Hauptamtliche ist besonders wichtig“, weiß Sigrid Baer und ist dankbar für die Unterstützung durch Jutta Bröring und zwei weiteren Ehrenamtlichen.

Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben

Angefangen hat alles mit ihrem Einsatz als Kommunionhelferin in der Pfarrei Papst Johannes. Seit 2010 bringt Jutta Bröring regelmäßig die Kommunion zu alten und kranken Menschen nach Hause. „Diese Gespräche haben mir persönlich und noch viel wichtiger meinen Gesprächspartnern immer viel Freude bereitet“, erinnert sie sich. Deshalb zögerte sie nicht mit einer Zusage, als sie gefragt wurde, ob sie auch den Patienten in der St.-Barbara-Klinik die Kommunion bringen möchte. „Nach den ersten Wochen habe ich festgestellt, dass ich gerne viel länger mit ihnen sprechen würde, als es im Rahmen der Krankenkommunion möglich war“, blickt die 57-Jährige zurück. Von einer Freundin, ebenfalls seelsorgliche Begleiterin, erfuhr sie von dem Kurs des Bistums Münster.

In insgesamt vier Kursblöcken hat sich Jutta Bröring intensiv mit ihrer neuen Aufgabe und dabei auch mit ihrem eigenen Glauben auseinandergesetzt. Erfahrung mit seelsorglichen Gesprächen bringt die Heessenerin mit: Seit 2014 begleitet sie im ambulanten Hospizdienst Menschen mit einer lebensverkürzenden Krankheit bis zum Tod. „Der Kurs für mein Ehrenamt in der Krankenhausseelsorge hat mich bestärkt und mir Sicherheit im Führen von seelsorglichen Gesprächen gegeben“, berichtet Jutta Bröring.

Der Mensch steht im Mittelpunkt

Für die Mutter von vier erwachsenen Kindern steht bei ihrer Aufgabe als seelsorgliche Begleiterin der Mensch im Mittelpunkt. „Ich bekomme so viel von den Patienten zurück“, sagt Jutta Bröring. „Manche können kaum glauben, dass ich mir Zeit für sie nehme und nicht nur im Vorbeigehen frage, wie es ihnen geht“, sagt sie. Dem Personal macht sie dabei aber keinen Vorwurf: „Unser Gesundheitssystem lässt leider wenig Spielraum für Gespräche.“ Dem stimmt Sigrid Baer zu, weiß aber, wie wichtig das Zuhören gerade für Menschen im Krankenhaus ist: „Kranke Menschen erleben sich hier meist in einer ohnmächtigen Situation, weil sie nicht mehr selbst handeln können, sondern auf Behandlung durch Fremde angewiesen sind.“

Meist hört Jutta Bröring den Patienten einfach zu, kommt mit ihnen über Gott und die Welt ins Gespräch. „Ich möchte aber keineswegs missionieren“, betont sie. Nur wenn sie merkt, dass ihr Gegenüber dafür empfänglich ist, bietet sie an, in der Kapelle eine Kerze für den Erkrankten anzuzünden oder ein gemeinsames Gebet zu sprechen. Dass die katholische Kirche im Bistum Münster gezielt Ehrenamtliche für die Seelsorge fördert, findet sie besonders wichtig: „Wir müssen die christliche Botschaft nach draußen tragen und dabei immer den Menschen im Blick haben.“